
Was sind die Regeln wert, wenn die Auslegung jedesmal eine andere ist? Eigentlich sollte die Auslegung der Regeln doch immer gleich sein. Nur zeigt diese MotoGP Saison eine andere Wahrheit. Die Regeln scheinen eine absolute Auslegungssache zu sein.
Ein kleine Definition
Betrachten wir es doch mal von oben. Was sind Regeln? Regel sind eine aus bestimmten Regelmäßigkeiten abgeleitete, aus Erfahrungen und Erkenntnissen gewonnene, in Übereinkunft festgelegte, für einen bestimmten Bereich als verbindlich geltende Richtlinien. Um es auf die Rennstrecke umzumünzen, bedeutet dies – Die Regeln sind wie Curbs. Sie geben der Rennstrecke ihre Form und zeigen die Grenze auf. Soviel zur Theorie. Nun die Praxis. Eine Regel wird definiert, niedergeschrieben und durch eine Instanz wird gewährleistet, dass die Regel eingehalten wird.
Nun ist diese MotoGP Saison geprägt von der anhaltenden Diskussion um die Leistung der Stewards. Fehlentscheidungen und unterschiedliche Regelauslegungen führen zu Unruhe unter den Fahrern. Sie fühlen sich ungerecht behandelt. Zudem entsteht auch Unsicherheit, wenn die Regeln so unterschiedlich ausgelegt werden. Also, woran sollen sie sich halten?
Ein kleines Beispiel
Das Sprintrennen am vergangenen Wochenende in Spielberg war ein Paradebeispiel für eine unterschiedliche Regelauslegung. Gleich zu Beginn die erste, sagen wir mal, strittige Szene. Naja, eigentlich war es doch sehr klar. Jorge Martin war viel zu spät dran und kegelte gleich zum Start des Rennens mehrere Fahrer ins Aus. Der Pramac Ducati Fahrer hatte seinen Bremspunkt klar verpasst und die anderen Fahrer als Leitplanke benutzt. Die Entscheidung der Stewards – Situation wird geprüft, im Nachgang bewertet und eine etwaige Strafe nach dem Rennen verhängt. Heißt keine direkte Strafe im Rennen und damit kein Nachteil für Jorge Martin. Obwohl auch im Sprintrennen genug Zeit gewesen wäre, die Situation zu bewerten und eine Strafe auszusprechen.
Ein bisschen später stand wieder Jorge Martin im Mittelpunkt. Dieses Mal kam es zu einer Begegnung mit VR46 Fahrer Luca Marini. Wieder war der Pramac Fahrer zu spät dran, wieder musste ein anderer Fahrer als Leitplanke herhalten. Für Marini endete die Begegnung im Kiesbett. Reaktion der Stewards – Kein strafbares Vergehen von Jorge Martin, keine Strafe. Nur ein paar Augenblicke später kam es zu einer ähnlichen Situation zwischen Fabio Quartararo und Lorenzo Savadori. Der Yamaha Werksfahrer Quartararo war ebenfalls zu spät auf der Bremse und schickte Savadori ins Kiesbett. Entscheidung der Stewards diesmal – Long Lap Strafe für Quartararo. So und nun die Masterfrage – Wie soll man da als Fahrer nicht verwirrt sein?
Ein kleiner Vorschlag
Am Ende waren alle ratlos. Die Fahrer, die Fans, die Zuschauer, die Journalisten. So schafft man es nicht, Ruhe in die gesamte Saison zu bringen. Im Gegenteil. Seit Beginn der Saison ziehen sich die Diskussionen um die Entscheidungen durch. Ich bin auch kein Fan davon, jede Kleinigkeit zu ahnden. Es braucht eine einheitliche Linie. Ich kann bei den Tracklimits nicht ultra kleinlich sein und dann im Rennen bei zwei fast identischen Unfällen unterschiedliche Entscheidungen treffen. Vielleicht braucht es mehr Austausch mit den aktuellen Fahrern und auch mit den Ehemaligen. Vielleicht braucht es ein Debriefing nach den Rennwochenenden, wo solche Szenen mit Abstand nochmal betrachtet werden, um zukünftig daraus zu lernen und Fehler zu analysieren. Die oberste Priorität sollte eine einheitliche Linie sein, damit es endlich eine Orientierung für alle gibt.
Eure Miss MotoGP