
Ducati hat gezeigt, wer den Ton beziehungsweise die Pace in Misano angibt. Wer vorn sein wollte, musste mit den Ducati-Piloten mithalten können. Das konnte nur Marc Marquez, obwohl er sich auch schwertat. Zum Vergleich: Valentino Rossi fehlten am Ende 19 Sekunden auf die Spitze. Das allein ist schon bitter, wäre da nicht noch der siebente Platz und der Verlust des zweiten Platzes in der Weltmeisterschaft. Den holte sich Andrea Dovizioso, der in Misano auch seinen ersten Sieg auf dieser Strecke feiern konnte. Es war ein Rennen mit roter Dominanz, ähnlich dem in Brünn. Es gab nur einen Gegner für Lorenzo und Dovizioso – sie selbst.
Jorge Lorenzo hat sich in der vorletzten Runde selbst geschlagen. Der Spanier stürzte auf Platz zwei liegend. Vielleicht war es der unbedingte Wille zu siegen. Er wollte Ducati den Sieg schenken und das brachte ihn dazu, zu viel zu riskieren. Seine Frustration konnte man sehen und trotz dessen, dass er von den italienischen Fans nicht gerade geliebt wird, war kein Jubel zu hören. Sie hätten sich einen Ducati-Doppelsieg gewünscht. Leider ist es dazu nicht gekommen.
Aber zu einem guten italienischen Drama gehört auch ein Sieg. Ein Italiener, auf einem italienischen Motorrad siegt in Italien – mehr geht nicht. Okay, vielleicht wenn es Valentino Rossi gewonnen hätte. Dann hätte die Hütte gebrannt. Was ich wirklich sehr niedlich fand, waren die Tränen bei Paolo Ciabatti. Da hat man den Druck und die Freude über den Sieg von Andrea Dovizioso gesehen. In Misano sah man die Dominanz von Ducati. Sie haben in den letzten Jahren einen sehr großen Schritt nach vorn gemacht. Natürlich haben sie sich mit Luigi Dall’Igna einen sehr schlauen Kopf ins Team geholt, der die Schlupflöcher kennt und diese auch nutzt.
Die besondere Spannung boten heute aber vor allem die kleinen Klassen, mit tollen Zweikämpfen und zwei wirklichen Aufregern.
Angefangen in der Moto3 Klasse. In der dritten Runde ist es hinter der Führungsgruppe zu einem Massensturz gekommen. Hier hätte nach dem Massensturz auf der Start-Ziel-Graden das Rennen abgebrochen werden müssen. Der Auslöser war der Hightsider von Masia. Die dahinterfahrenden Fahrer Bulega, Canet, Sasaki und Bastianini konnten nicht mehr ausweichen. Es sah wirklich schlimm aus und es hat so viele Erinnerungen geweckt. An Shoya. An Marco. Die Fahrer blieben liegen und doch wurde nicht abgebrochen. Im Gegenteil, es wurde unter Hochdruck und in einer totalen Gefahrensituation, alles versucht um die Gestürzten und ihre Motorräder von der Strecke zu räumen. Sie haben es rechtzeitig geschafft und doch hätten sie abbrechen müssen. Was wäre, wenn sie es nicht geschafft hätten? Was wäre, wenn ein Streckenposten, ein Fahrer oder ein Motorrad noch da gewesen wäre, im Zeitpunkt, in dem die Führungsgruppe die Stelle wieder passiert hätte? Es hätte böse enden können. Die Rennleitung hatte Glück gehabt. In meinen Augen hätte man das Rennen unterbrechen müssen um zu gewehrleisten, dass nichts Schlimmeres passiert. Ich empfand es wirklich als sehr fragwürdig, weiter zu machen und hab es auch bis jetzt überhaupt nicht verstanden.
Der zweite Aufreger, war die Aktion von Romano Fenati gegen Stefano Manzi. Fenati greift auf der Graden zur Kurve acht an den Bremshebel von Manzi und betätigte diese. Ehrlich ich dachte mir: „Was zur Hölle ist mit dem nicht ganz richtig?“ Zum Glück konnte Manzi einen Sturz verhindern, aber die Aktion wurde zurecht mit schwarzer Flagge und zwei Rennen Sperre bestraft. Das Fenati kein unbeschriebenes Blatt ist, wissen wir seit dem Rauswurf aus dem VR46 -Team. Er ist bekannt für seine etwas schwierige Art, aber so eine Aktion lässt mich an seiner Intelligenz zweifeln. Einfach ohne Worte.
So etwas möchte ich nie mehr sehen. Keine von meinen persönlichen Aufregern an diesem Rennsonntag. Es sollte niemals soweit kommen, das mit der Gesundheit der Piloten gespielt wird, ob von der Rennleitung oder der Konkurrenz. Auf ein besseres Rennwochenende in Aragon.
Eure Miss MotoGP