
Nach einem Rennen Pause habt ihr mich zurück. Und ich bin echt froh, dass ich euch von diesem Rennen berichten kann. Das Rennen in Mugello hielt für die Zuschauer das Comeback des Jahres bereit, auch wenn sich fast alle Zuschauer es anders gewünscht hätten.
Aber von vorn: Mugello war dieses Wochenende fest in gelber Hand. Es war in den vergangenen Jahren, ja schon immer, eine riesen Fangemeinde für Valentino Rossi in die Toskana gereist. Eine so beeindruckende Übermacht der gelben Farbe habe ich das letzte Mal in San Marino gesehen. Schon nach dem Qualifying und der 65. Pole für den lokalen Helden, Valentino Rossi, schallten „Vale, Vale“- Rufe von den Tribünen und gelbe Rauchbomben wurden gezündet. Die italienischen Fans waren in heller Aufregung und blickten mit Zuversicht dem Rennsonntag entgegen. Erfahrungsgemäß kommt die Strecke von Mugello auch den Yamaha-Piloten entgegen, da dort die Motoren der Yamaha M1 sehr gut funktionieren. Aber es sollen jetzt nicht die Roten aus Panigale vergessen werden. Kein Team testet so viel auf dieser Strecke, die Ducati ist quasi gemacht für Mugello. Mit Jorge Lorenzo stand auch ein Ducati-Pilot direkt neben Valentino Rossi in der Startaufstellung.
Lorenzos Zeit bei Ducati wird zwar mit Ende der diesjährigen Saison zu Ende gehen, aber er muss noch etwas beweisen. Bis jetzt war seine Ducati-Zeit fahrerisch nicht mit Erfolgen gekrönt. Er verdient gegenüber seinem Teamkollegen Andrea Dovizioso ein Vielfaches, aber bis jetzt hat er mehr Kosten verursacht, als Leistungen erbracht. Ich persönlich sehe aber eine Veränderung. Nicht fahrerisch, sondern menschlich. Lorenzo hat etwas von seiner Selbstverliebtheit und seiner Überheblichkeit eingebüßt. Er ist ruhiger und selbstreflektierter geworden. Natürlich bricht ab und an das spanische Temperament in ihm durch, aber es ist deutlich besser geworden. Ich bin gespannt, wie es wird, wenn Lorenzo nächste Saison nicht mehr die Diva Ducati fahren muss.
Für Lorenzo galt es also etwas zu beweisen, zumal er in den vergangenen Rennen immer der beste beim Start war und allen davonfuhr. So auch in diesem Rennen. Die Yamaha von Valentino Rossi hatte der Ducati-Power von Lorenzo nichts entgegenzusetzen. Lorenzo führte und man stellt sich unweigerlich die Frage: Für wie lange? Denn die Ducati hat in der Vergangenheit immer an den physischen Kräften von Jorge Lorenzo gezerrt und seine Kraft war nach zehn Runden mit der Ducati aufgebraucht. Dieses Mal war aber alles anders. Er hielt durch und zwar nicht nur bis zur elften Runde, sondern bis zum Überqueren des Zielstrichs. Lorenzo hat sich durchgebissen und an seinem unbändigen Jubel danach konnte man erahnen, wie sehr er diesen Sieg wollte. Mugello ist eine Lorenzo Strecke. Da konnte auch ein Valentino Rossi nichts mehr ausrichten, auch nicht mit der Unterstützung der Fans in Mugello. Sie hätten ihren Helden bestimmt zum Sieg geschrien und gejubelt, aber es sollte nicht sein. Sein letzter Sieg in Mugello liegt sage und schreibe zehn Jahre zurück und er muss noch ein elftes Jahr warten. Rossi musste sich mit dem dritten Podiumsplatz zufriedengeben. Die Ducatis waren zu stark (Andrea Dovizioso wurde Zweiter) und Lorenzo zu präzise. Mit Blick auf seine Rundenzeiten, hat man den alten Lorenzo gesehen. Wie ein Schweizer Uhrwerk spulte er die Runden ab. Er war zurück und ich habe mich für ihn gefreut. Lorenzo hat es sich verdient.
Obwohl nicht nur Lorenzo und Dovizioso erwähnt sein sollen. Der Vater des Erfolgs ist Gigi Dall ‘Inga. Er hat die Ducati fahrbar gemacht und aus dem Schattendasein nach dem Karriereende von Casey Stoner und der nicht wirklich erfolgreichen Zeit von Valentino Rossi geholt. Dall ‘Inga beherrscht es sämtliche Schlupflöcher des Regelwerks der MotoGP zu finden und für sein Team zu nutzen. Das sieht man sehr gut an der aktuellen Verkleidung der Ducati, denn bei jedem Rennen sieht diese anders aus, sie unterscheidet sich sogar schon zwischen den Teamkollegen Jorge Lorenzo und Andrea Dovizioso. Gigi Dall ‘Inga hat eine Verkleidung entwickelt, welche wie ein Baukasten funktioniert. Die Mechaniker von Ducati können nun die Verkleidung so verändern und um Teile ergänzen, dass am Ende vier unterschiedliche Verkleidungen entstehen. Der Rennleitung ist es bei der Abnahme nicht aufgefallen und so ist es legal, zumindest noch in dieser Saison. Ich denke genauso wie bei den Winglets wird auch diesem Trick ein Riegel vorgeschoben. Aber aktuell hat Ducati damit Erfolg und das ist das Ziel von Gigi Dall ‘Inga. Ach so, und die noch immer nach Winglets aussehenden Flügel nennen sich in dieser Saison: Aero-Teile. Ja ne, ist klar 😉
Eure Miss MotoGP