
Zum Beginn des Rennwochenendes in Le Mans wurde viel diskutiert, denn das zurückliegende Rennen von Jerez wirkte noch nach. Die MotoGP Fahrer waren unzufrieden. Wieder mal. Irgendwie scheint es in der Saison 2023 zum Dauerzustand zu werden. Kein Rennwochenende lief bisher ohne Diskussionen ab. Die Diskussionen beschränken sich in Le Mans dieses Mal aber nicht allein auf die Fahrer, sie involvieren inzwischen auch die Offiziellen. Wenn man nicht aufpasst, entsteht ein Graben, denn so viele Diskussionen und die einhergehende Unzufriedenheit hinterlassen Spuren.
Neue Regelauslegung
Im Fokus der Diskussionen stehen die Stewards. Nach Meinung der MotoGP Fahrer werden Strafen willkürlich ausgesprochen – es ist keine klare Linie zu erkennen. Diese Unzufriedenheit gipfelte nun in Le Mans, sodass es zu einer Aussprache zwischen den Fahrern der MotoGP und den Stewards kam. Am Freitag einigten sich die beiden Parteien. Bei einfachen Berührungen zweier Fahrer wird eine “Drop 1 Position”-Strafe ausgesprochen. Der Fahrer, der die Berührung verursacht hat, muss sich um einen Platz zurückfallen lassen. Falls aus der Berührung ein Sturz resultiert, wird eine Long Lap Penalty fällig.
Neue Herausforderung
Das Problem schien gelöst, die MotoGP Fahrer besänftigt. Dieser Zustand hielt nur bis zum Sprintrennen am Samstag. Nach einer Situation zwischen Brad Binder und Luca Marini, forderte der Italiener eine Strafe. In seinen Augen hätte der KTM-Pilot Binder mit einer Drop 1 Position Strafe belegt werden müssen, so wie es am Vortag beschlossen wurde. Es blieb aber bei der Forderung und dadurch entstand Unverständnis. Für die Stewards war es eine normale Rennsituation.
Da stellt sich die Frage, ab wann eine Berührung zum Rennen dazugehört und ab wann nicht. Auch hier gibt es unter den MotoGP Fahrern zwei Meinungen. Da gibt es die Fraktion “Super Vorsichtig” – allen voran Aleix Espargaro, der immer wieder härtere Strafen fordert und nun mittlerweile so resigniert ist, dass es bis zum Saisonende keinen Kommentar zu den Stewards geben wird. Dem gegenüber steht die zweite Fraktion “That’s Racing” – mit Marc Marquez als lautesten Vertreter. Aus seiner Sicht sind die meisten Unfälle normale Rennunfälle und sollten deshalb nicht bestraft werden. Zudem sollten seiner Meinung nach die Diskussionen enden, sonst wird es an jedem Rennwochenende Thema sein.
Was könnte die Lösung sein?
Also wenn sich nicht mal die MotoGP Fahrer einig sind, wie sollen dann die Stewards eine klare Linie verfolgen? Eine konsequente Linie muss gefunden werden. Race Action – Ja. Harte Zweikämpfe – Unbedingt. Überholmanöver, bei denen dem Gegner kein Platz gelassen wird – Nein. Zudem müssen auch die MotoGP Fahrer wieder ein gutes Maß finden. Ich fand das Rennen heute in Le Mans phasenweise erschreckend. Das hatte nicht mehr die Qualität und die Coolness, die ich von einem MotoGP Rennen erwarte. Es glich einem Moto3 Rennen. Ich möchte da ein Zitat von Casey Stoner anbringen, was für mich in letzter Zeit immer mehr Wahrheit erlangte. “Du hast offenbar mehr Ehrgeiz als Talent.”, Diesen Satz sagte Stoner zu Rossi nach der Kollision beim Jerez-GP 2011. Beide stürzten und schieden aus.
Konsequente Entscheidungen der Stewards, eine klare Linie in der Regelauslegung und der nötige Respekt der Fahrer untereinander. Wenn das alles zusammentrifft, kann es eine schöne Saison werden und die Gräben können überwunden werden.
Eure Miss MotoGP