Wenn das Schlimmste passiert

Wenn das Schlimmste passiert

Victor Steeman, Dean Berta Vinales, Jason Dupasquier, Luis Salom, Andrea Antonelli, Marco Simoncelli, Shoya Tomizawa – Das sind die Namen der Fahrer, die in den letzten elf Jahren in der Weltmeisterschaft (MotoGP & WSBK) bei einem Unfall ihr Leben bei dem Sport gelassen haben, welchen sie am meisten liebten. Sie alle haben ihren Traum gelebt. Sie alle haben gewusst, auf was sie sich eingelassen haben. Das bei dem Sport, den sie ausüben, die Gefahr immer mitfährt. Immer etwas passieren kann, sogar das Schlimmste. 

Wenn es dann passiert

Ein Unfall bei dem der Fahrer im Kies liegen bleibt und die Kameras weg schwenken. Dann, wenn es still wird, in den Boxen und auf der Rennstrecke. Das ist der Moment, in dem die Zeit kurz stehen bleibt. Dann wird sich an jede Information, jedes Gerücht geklammert. Auch wenn alles dagegen spricht. Was bleibt denn auch übrig, außer zu hoffen? Nur mit der Hoffnung, kann man weitermachen. Alles andere würde nicht gehen. So war es auch nach dem Unfall von Victor. Egal wie klein auch die Hoffnung war, es wurde sich an ihr festgehalten. Bis zum Schluss, bis das Schlimmste eintrat.  

Alle versuchten professionell zu sein. Weiterzumachen. Die Show weiter am Leben zu halten. Aber war das richtig? War es richtig, nach dem Unfall von Victor Steeman einfach beide Rennen zu starten? War es richtig, nach der Meldung über den Tod von Jason direkt vor dem nächsten Rennen eine Schweigeminute abzuhalten? Gibt es überhaupt ein Richtig? Für mich ist es schwer zu sagen, weil jeder von uns anders mit solchen Ereignissen umgeht. Es bedarf sehr viel Fingerspitzengefühl und noch mehr Kommunikation. Regeln und Hilfsangebote sollten zum Standard gehören. Aus meiner Sicht bedarf es mehr als es jetzt gibt. 

Was muss passieren?

Das Anheben der Altersgrenze war eine gute Entscheidung. Für mich war es aber nur ein erster Schritt. Die Motorräder werden immer besser, immer schneller. Die Fahrer, vor allem in den kleineren Klassen, bekommen aber kaum die Zeit, um zu wachsen. Der Druck auf sie ist immens. Entweder sie zeigen vom ersten Rennen an eine sehr gute Leistung oder sie sind raus aus der Weltmeisterschaft. Was für die meisten heißt, dass ihr Traum geplatzt ist. Sie müssen Leistungen bringen, daher riskieren sie viel. Leider manchmal zu viel. Die jungen Fahrer müssen die Zeit bekommen sich zu entwickeln. Die Teams haben eine Verpflichtung diesen Nachwuchsfahrern gegenüber. Helm auf und Hirn aus?

Abseits der ärztlichen Leistung des Clinica Mobile sollte es auch andere Hilfe für die Fahrer geben. Jeder geht anders mit Druck um und benötigt vielleicht mal etwas mehr Unterstützung. Mittlerweile hört man immer wieder mal, dass sich einige Fahrer therapeutische Hilfe genommen haben. Für mich sind da auch die Teams und Organisatoren in der Pflicht, diese Angebote zu stellen. Vor allem, wenn das Fahrerlager von einem Schicksalsschlag erschüttert wurde. Es kann nicht Jeder immer funktionieren. 

Es hört sich nach Kleinigkeiten an – “Hier mal etwas weniger Druck. Da mal etwas mehr Kommunikation – aber es bedarf ein Umdenken. Bei den Teams, bei den Organisatoren. Dass schlimme Unfälle passieren können wissen wir leider alle. Wir haben es erst schmerzlich erlebt. Dass mit ihnen besser umgegangen wird, dass man es verarbeiten kann und, dass man vor allem aus ihnen lernt, sollte für alle eine Verpflichtung sein. Damit diese jungen Leben nicht umsonst gegangen sind. 

Eure Miss MotoGP

Kommentar verfassen