
Ich könnte hier jetzt Zitate zum Thema Eier, Cochones oder Balls bringen, aber konzentrieren wir uns auf das Wichtigste – Den Mut von Brad Binder. Er hat im gestrigen MotoGP Rennen etwas gewagt, was Viele als verrückt eingestuft hätten. Und sind wir mal ganz ehrlich, wenn es nicht funktioniert hätte, wäre es als dumm eingestuft worden.
Aber von vorn. Wir sind am Red Bull Ring in Spielberg. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen. Nachdem es beim ersten GP in Österreich feurig zuging, fing es pünktlich zum zweiten MotoGP Start leicht an zu tröpfeln. Da der Asphalt aber immer noch sehr warm war und die wenigen Tropfen direkt verdunsteten, wurde das Rennen als „Dry Race“ deklariert. Es wurden aber alle merklich nervöser. Ja und dann begann es. Der Regen nahm zu und die erste Runde war noch nicht mal beendet, da wurden die weißen Flaggen geschwenkt. Ab diesem Moment war für jeden MotoGP Fahrer, die Boxengasse zum Bikewechsel geöffnet. Jetzt begann das Taktieren. Wann komme ich rein? Wieviel Risiko bin ich bereit einzugehen? Was machen die Konkurrenten? Wieviel Vorsprung muss ich mir rausfahren um am Ende zu gewinnen?
Von Runde zu Runde wurden die Bedingungen auf der Strecke schlimmer. Die Slick Reifen schwammen immer mehr auf der Rennstrecke. Jedes zu harte Bremsmanöver, jede Unachtsamkeit bedeutete den sofortigen Sturz. Nun galt es die Nerven zu bewahren und so gut wie möglich das Rennen unbeschadet zu beenden.
Als fünf Runden vor Schluss die Führungsgruppe geschlossen in die Box zum Bikewechsel einbog, blieb ein Fahrer draußen. Brad Binder. Vielleicht war es der Mut der Verzweiflung der Binder antrieb. Nachdem er seit einem Jahr nicht mehr auf dem Podium stand. Was auch immer es war, Binder ließ die vor ihm fahrenden Piloten abbiegen und eröffnete den Tanz auf der Rasierklinge. Der KTM Pilot fuhr weiter. Mit Slicks auf einer regennassen Strecke. Jeder der das Rennen gesehen hat, hat ab diesem Moment mit Binder und KTM mitgelitten. Jede Kurve, jede Beschleunigung, jedes Bremsen war nervenaufreibend. Wird sich sein Mut auszahlen oder wird er stürzen? War seine Entscheidung ein Fehler? Die letzten beiden Runden waren die Schlimmsten. Die Reifen waren abgekühlt, ebenso die Bremse. An Bremsmanöver war nicht zu denken. Es war nicht mehr möglich.
Für Binder hieß es nun sprichwörtlich das Motorrad um die Strecke zu tragen. In jeder Kurve drohte der Sturz. Er musste die Kurven ausfahren, auch wenn das hieß die Strecke zu verlassen. Er fuhr so langsam und hinter ihm stürmten die Fahrer auf Regenreifen heran. Wie lange kann er seinen Vorsprung noch halten? Die letzten Runden waren an Spannung gepaart mit Angst, kaum zu überbieten. Ich will nicht wissen, wie es Binder unter seinem Helm ging. Am Ende reichte sein Vorsprung. Er überfuhr die Ziellinie als Erster mit einem so komfortablen Vorsprung, dass ihm die 3-Sekunden-Strafe für das Verlassen der Streckenbegrenzung nichts ausmachte.
Seine Erleichterung und die Erleichterung in der KTM Box war groß. Die Freude um den Sieg noch größer. Brad Binder hat alles riskiert. Er ist einen Weg gegangen, der hoch riskant war. Er hat gewagt und gewonnen. Es hätte anders ausgehen können, dann wäre er jetzt nicht der wagemutige Teufelskerl, sondern der Dummkopf, der den Podiumsplatz im Kiesbett versenkt hat. Es braucht nicht nur Mut, sondern auch Glück. Gestern war das Glück mit dem mutigen Brad Binder.
Eure Miss MotoGP