
Viel wurde geredet. Viel wurde spekuliert. Einige Sportarten haben den Betrieb für dieses Jahr eingestellt. Andere arbeiten an alternativen Konzepten oder sind schon mit einem Konzept gestartet, um noch zu einem Saisonabschluss zu kommen. Wie geht es mit der Motorradweltmeistetrschaft weiter? Wird es noch Rennen geben?
Alles steht und fällt mit dem Konzept, mit der Entscheidung der jeweiligen Regierung und dem Aufheben der Reisebeschränkungen. Denn im Gegensatz zu nationalen Sportarten, ergeben sich für die Motorradweltmeisterschaft durch ihre Internationalität noch mehr Herrausforderungen und Punkte die beachtet werden müssen.
Es ist kompliziert. 23 Prozent der Fahrer der Motorradweltmeisterschaft kommen aus Nicht-EU-Ländern. Dazu kommen noch etliche Teammitgleider zum Beispiel aus Japan, denen im schlimmsten Falle eine zweiwöchtige Quarantäne nach der EU-Einreise droht. Wenn sie überhaupt einreisen dürfen. Über 50 Prozent der Fahrer stammen aus Spanien oder Italien. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch bei den Herkunftsländern der Teams ab. Mit 16 Teams aus Italien und 14 Teams aus Spanien, sind 70 Prozent der Teams aus der Motorradweltmeisterschaft aus den am stärkesten betroffenen Ländern Europas.
In Spanien und Italien sind die Zahlen der Neuinfektionen rückläufig. Ein gutes Zeichen für die Bevölkerung und für die Dorna. Denn genau in diesen Ländern sollen zwei Drittel der geplanten Rennen stattfinden. Auf den Rennstrecken von Jerez, Valencia, Aragon und Misano sollen jeweils zwei Rennen ausgetragen werden. In Barcelona eines. Ein waghalsiges Unterfangen. Denn es scheint von außen betrachtet nicht nachvollziehbar zu sein, dass ausgerechnet in diesen von Corona so stark betroffenen Ländern eine Außnahmeregelung inkraft tritt. Für einen Sport, der bei uns in Deutschalnd so wenig Beachtung findet. Warum ist das so? Liegt es daran, dass in diesen Ländern die Liebe zum Motorradrennsport so groß ist, wie die Liebe der deutschen Bevölkerung zum Fußball? Oder hat es einfach wirtschaftliche und logistische Aspekte? Das wäre dann der weniger romatische Ansatz und wahrscheinlich der mit dem meisten Wahrheitsgehalt, denn Rennen ohne Zuschauer ist für viele Streckenbetreiber unattraktiv und nicht wirtschaftlich. Daher wurden viele Termine für 2020 ersatzlos gestrichen.
Die Dorna arbeitet seit Wochen akribisch an einem Konzept die Motorradweltmeisterschaft trotz aller Umstände stattfinden zulassen. Der Name des Konzepts? Closed Doors Protocol. Was heißt das genau? Der gesamte Tross der Motorradweltmeisterschaft verkleint sich. Es werden maximal 1300 Personen an einem Rennwochenende vor Ort sein. Die Boxen werden vergößert um den Sicherheitsabstand zu gewähren. Deshalb werden mehr Moto2 und Moto3 Teams in Zelte untergebracht. Alle Teams mussten in den letzten Tagen der Dorna Personallisten vorlegen. Zudem müssen alle Personen einen negativen Corona-Test vorlegen. Dieser darf nicht älter als vier Tage sein und am Anreisetag selbst wird ein Test durchgeführt. Reporter und Kamerateams, welche nicht von der Dorna selbst sind, werden nicht zugelassen. Im TV werden die Rennen aber weiter übertrage – sind das doch die wenigen Einnahmen, die noch bleiben.
Um die Kosten bei den Teams zu verringern, wurden viele Maßnahmen ergiffen. Es wurde eine Sperre bei der Entwicklung von Motor und Aerodynamik verhängt. Bis zum Ende des Jahres 2021 darf in diesem Bereich nicht entwickelt werden. Lediglich am Rahmen und an der Elektronik darf weiterentwickelt werden. Ausgenommen von dieser Sperre sind Aprilla und KTM, da diese neue Hersteller in der MotoGP sind und dadurch einen besonderen Schutz genießen. Eine weitere Maßnahme Kosten zu sparen, ist der Verzicht auf Wildcard-Einsätze. Diese sind für 2020 über alle Klassen hinweg gestrichen. Es wird aber nicht nur gestrichen, sondern auch Geld ausgegeben. Seit April unterstützt die Dorna mit dem Rettungsschirm des Dorna-Großaktionärs Bridgepoint alle privaten MotoGP-Teams und die Teams der Moto2 und Moto3. Mit 250.000 Euro im Monat werden die Teams am Leben gehalten, um weiterhin die Vielfalt im Fahrerlager zu haben.
Die Dorna hat auf jeden Fall alles getan, damit wir dieses Jahr noch Rennen erleben können. Nun liegt es an den Regierungen der einzelen Länder, ob es möglich ist. Aber der wichtigste Faktor ist der weitere Verlauf der Pandemie. Wir können nur warten und hoffen.
Eure Miss MotoGP
Sehr sehr guter informativer Artikel. Danke