
Wer hätte das gedacht? Wer hätte gedacht, dass dieses letzte Rennen der MotoGP Saison 2018 so spannend werden kann? Es war alles entschieden. Alle wichtigen Titel wurden vor dem Rennen in Valencia vergeben. Nicht so wie im letzten Jahr, als die Entscheidung um den Weltmeisterschaftstitel dort eine Entscheidung fand. Man hätte meinen können es wird ein langweiliges Rennen. Ein ruhiges Rennen zum Saisonabschluss. Wer das meinte, hatte nicht mit dem Wetter gerechnet. Denn anders als sonst, hat es dieses Mal in Valencia eine Rolle gespielt. Noch nie habe ich so viel Regen bei einem Rennen dort gesehen. Es hat geregnet wie aus Eimern. Solche Bedingungen stecken immer voller Überraschungen. Nicht nur für die Fahrer, sondern auch für die Zuschauer. Denn häufig meistern die Fahrer, die nichts zu verlieren haben, diese Bedingungen am besten. Sie gehen volles Risiko und werden am Ende meistens dafür belohnt. So wie Alex Rins. Der Suzuki Werksfahrer fuhr ein unglaubliches Rennen. Naja eigentlich fuhr er zwei Rennen. Denn zu Beginn der Runde 14, als er seine Führung an Dovizioso und Rossi abgeben musste, hob Andrea Dovizioso die Hand. Und wir alle wissen was das heißt, Rennabbruch.
Es war richtig, denn das Fahrerfeld hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon halbiert. Der Regen wurde im Laufe des ersten Rennens immer mehr, es entstanden Pfützen und Rinnsale auf der Rennstrecke. Die Strecke war zu dem Zeitpunkt viel zu gefährlich. Es gab zu viele Stütze. Einige harmloser Natur, andere waren sehr gefährlich für die Fahrer. Es war gut, auch wenn es für uns alle hieß abzuwarten. Für mich hätte das Rennen auch nicht wieder aufgenommen werden müssen. Es war zu dem Zeitpunkt spannend genug, auch wenn ich im Nachhinein sagen muss, dass wir bei einem kompletten Abbruch sehr viel verpasst hätten. Nach einem Abbruch muss das Rennen innerhalb von zehn Minuten wieder gestartet werden. Es waren sehr lange zehn Minuten. Da meint man fast bei der Dorna laufen die Uhren anders, wenn es um die MotoGP geht. In den zehn oder doch eher zwanzig Minuten wurde die Strecke von den Wassermassen so gut es ging befreit. Zum Glück hat in der Pause auch der Regen nachgelassen, sodass das Rennen um 15 Uhr wieder aufgenommen werden konnte. Es waren noch 14 Runden zu fahren. An den Start gingen immerhin 16 Fahrer.
Und wie sollte es an diesem schönen verregneten Tag in Valencia auch sein, pünktlich zum Start wurde der Regen wieder stärker. Da hätte man sich die Pause auch fast sparen können, denn die Ausfälle gingen weiter. Es stürzten wieder Fahrer, aber die meisten konnten das Rennen fortsetzen. Am Ende überfuhren 15 Fahrer die Zielgrade. Alle erhielten Punkte und es brachen erneut Dämme. Aber dieses Mal war es nicht er Himmel, der seine Schleusen öffnete.
Es waren die Fahrer, die Mechaniker, die sich ihren Emotionen hingaben. Aus so vielen verschieden Gründen. In der Repsol Honda Box, war es eine Mischung aus Abschied und Wehmut, denn Dani Pedrosa verlässt die MotoGP nach 18 Jahren. Heute war sein letztes Rennen. Für ihn geht eine schwere Saison zu Ende und er verlässt die große Bühne still. So wie er war. Dani Pedrosa war nie ein Fahrer, der im Mittelpunkt stand. Er gehört zu den ruhigen Zeitgenossen und stand immer im Schatten seiner Teamkollegen. Der MotoGP Titel blieb im verwehrt, denn oft machten ihm seine Verletzungen einen Strich durch die Rechnung. Totzdessen kämpfte er sich immer wieder zurück. All die Jahre fuhr er für Honda und wurde am Ende aussortiert. Ich empfand es damals als Schock. Dani Pedrosa und Honda gehörten für mich untrennbar zusammen. Aber alles hat mal ein Ende. So wie diese Zeit. Dani ging mit erhobenem Haupt, wenn auch still, aber mit viel Respekt.
Die meisten Tränen flossen aber in der KTM Box. Da waren es Freudentränen, denn zum ersten Mal in der MotoGP Geschichte, wurde ein Podiumsplatz eingefahren. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich bis zum Schluss mitgefiebert habe. Denn ich habe es dem Team und Pol Espargaro so sehr gegönnt. Die letzten Meter vor dem Zielstrich musste ich die Augen zumachen, ich war zu nervös. Zu groß war die Angst, dass er noch stürzen konnte. Nach dem Zielstrich ist nicht nur bei mir die Anspannung abgefallen. Espargaro hat den gesamten Weg in das Parc Ferme geweint. So hemmungslos, dass es so sympathisch war. Auch die Mechaniker lagen sich in den Armen. Dieser dritte Platz war der Lohn für die ganze Arbeit. Der Lohn für das Risiko, dass KTM mit dem Aufstieg in die MotoGP Klasse gewagt hat. Der Lohn der harten Arbeit, der Mechaniker in der Box und auch im Werk in Mattighofen. Der Lohn für Pol Espargaro, der sich nach seiner Verletzung wieder zurückgekämpft hat. Es war Teamarbeit, welche belohnt wurde. Ich hab es ihnen von Herzen gegönnt.
Der Abschluss der MotoGP Saison 2018 war so spannend wie die Saison selbst. Ich freu mich schon auf die Nächste.
Eure Miss MotoGP