Erstmal einen Tee

Das erste Mal gab es ein Rennen vor dem Rennen, denn die meisten Teams hatten nach dem kurzen Schauer ins Wet-SetUp gewechselt. Aber die Strecke trocknete schneller ab als gedacht, und so eilten plötzlich alle los, um die Bikes zu tauschen und aus der Boxengasse zu starten. Als dann nur noch Jack Miller in der Startaufstellung stand, wurde der Start abgebrochen. Der Einzige der sich vorbereitet und alles richtiggemacht hatte, war Jack Miller. Und am Ende war er der Dumme. Denn er stand alleine da und musste warten. Das ist für die erste Pole in der MotoGP echt nervenaufreibend und dann die scheinheilige Anmerkung, dass der Start abgebrochen wurde wegen Safety Conditions. Wirklich? Es stehen den MotoGP Fahrern zwei Motorräder zur Verfügung, eines für Regen- und eines für Trockenbedingungen. Es war alles da und es hätte die Stunde von Miller sein können und es wurde ihm von der Rennleitung genommen. Das ist doch nicht fair. Es ist leider bezeichnend, dass man sehen konnte wie viel wert die kleinen Teams sind und wer für die Organisatoren wichtig ist. Klar ist ein Start aus der Boxengasse mit dem fast kompletten Grid gefährlich.

Aber nachdem das am Sachsenring vor Jahren auch schon mal so war – damals stand ein Stefan Bradl fast alleine am Start und zig Fahrer sind aus der Boxengasse gefahren – gab es eine Änderung. Denn es war ein großes Gedrängel und Gewusel und damit zu gefährlich. Die Lösung heißt Trichterlösung. Das heißt, die ersten Fahrer die in die Boxengasse gefahren sind stehen auch vorne und die anderen reihen sich wie in einem Trichter hinten ein. Das war die Lösung und ich finde es äußerst fragwürdig, dass man es nicht durchzieht. Nein da diskutiert man lieber ewig lange rum. Vielleicht hätte man den Herren noch einen Tisch und Stühle bringen sollen, damit sie ihren Beruhigungstee einnehmen können. Oder wollten sie doch noch einen Regentanz aufführen, dass es nicht mehr ganz so albern wirkte?  Nach so ungefähr 12 Minuten wurden dann die Startnummern wieder aufgestellt und zwar fünf Reihen hinter der Pole. Aber alle anderen Fahrer konnten tanken, nur Jack Miller nicht. Er musste mit dem zurechtkommen was er hatte. Schon das war unfair genug. Jack ist eine Runde mehr gefahren und hatte damit eine Runde weniger Sprit. Naja wenigstens wurden die anderen hinten angereiht. So hatte er wenigstens noch einen kleinen Vorteil, auch wenn es nur ein sehr kleiner war.

Und dann dachte man nach 20 Minuten des Wartens es geht endlich los. Doch dann geht Marc Marquez das Motorrad aus. Ich weiß ja nicht, ob er die Regel kennt, aber geht dir das Motorrad in der Startaufstellung aus, startest du aus der Box. Aber nein, Marc Marquez schiebt seine Repsol Honda wie bescheuert durch die Startaufstellung um sie wieder an zu bekommen und der nette Herr im blauen Hemd weist ihn nicht darauf hin, dass er in die Box muss. Unglaublich. Da er wirklich die Honda noch anbekommen hat und nach nicht mehr einer Runde schon Miller überholt hat. Soviel zum Thema Miller hatte ein Vorteil. Er wurde auf der ganzen Linie für seine gute Einschätzung der Streckenbedingung bestraft.

Wo ich gerade bei unfair bin. Johan Zarco hatte auch zu diesem Thema etwas vorzubringen. Er hat mit einem äußerst unfairen Manöver gegen Dani Pedrosa, diesen zu einem Hightsider gebracht. Er hat ihn bewusst auf die nasse Stelle gedrängt und damit einen Sturz und auch eine Verletzung in Kauf genommen. Ja wir wollen Zweikämpfe sehen, aber das war nicht mehr nur hart an der Grenze, sondern weit darüber hinaus. Wann wird Johan Zarco für solch gefährliche Manöver bestraft? Denn ein paar Runden später hatte auch Marc Marquez noch etwas vorzubringen und er wurde bestraft. Wenn man mit zweierlei Maß misst, bekommt man nie eine Struktur rein. Auch Zarco gehört für mich bestraft.

Aber wie gesagt Marc Marquez war noch etwas spezieller. Nach seiner Aktion in der Startaufstellung gab es einer Durchfahrtsstrafe. Und die Entscheidung wurde schnell von der Rennleitung getroffen. Nachdem er diese absolviert hatte, ging er als 19. wieder zurück auf der Strecke und ich glaube, dass Messer zwischen seinen Zähnen hat jeder gesehen. Leider schien es aber auch so, als hätte er nichts daraus gelernt. Er wird es beim nächsten Mal wieder machen. Er wurde übrigens für das Umdrehen des Motorrads und das Anschieben in der falschen Fahrrichtung bestraft. Wir müssen hier ja auch korrekt sein 😊

Vielleicht lernt der ein oder andere ja etwas. Das Messer von Marc Marquez hat übrigens als erstes Alexis Espargaro zu spüren bekommen. Er wurde von Marquez als Rammbock benutzt und konnte grade noch so in der Einfahrt zur Boxengasse sein Bike unter Kontrolle bringen. Wäre Alexis Espargaro nicht als Rammbock da gewesen, wäre Marquez ausgeschieden. Die Strafe folgte natürlich auf den Fuße und für kurze Zeit musst Marc Marquez seine Position zurückgeben. Aber er war immer noch unter Strom und raste nur so durchs Feld. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es wieder knallen würde. Und genau an der selben Stelle passierte es dann auch. Diesmal war der Leittragende Valentino Rossi und er hatte nicht so viel Glück. Rossi kam zu Sturz und auch er wurde als Rammbock benutzt. Das Manöver gegen Valentino Rossi war unnötig und viel zu hart. Marquez hätte warten können und warten müssen. Er war in keiner Not und er hat es auch bewusst in Kauf genommen, dass Rossi stürzt und das ist er ja auch. Valentino Rossi konnte Marquez gar nicht sehen. Das ist so ohne Worte, denn ich hätte keine netten.

Der Preis für den unfairsten Fahrer heute bekommt für mich eindeutig Marc Marquez. Auch die medienwirksame Entschuldigung war vielleicht nett gemeint, aber sie kam zu früh. So kurz nach dem Rennen, brauchen alle um etwas runter zu kommen, damit man vielleicht nicht etwas sagt, was man später bereut. Das sollten die Beiden unter vier Augen klären und zwar ohne Kameras. Marquez hat für das Manöver gegen Rossi übrigens eine Zeitstrafe bekommen.

Aber und das muss ich wirklich sagen, die Rennleitung muss Konsequenz ziehen und alle müssen aus dem heutigen Rennen etwas lernen, denn so entwickelt sich der Sport in keine gute Richtung. Wenn man solche Fahrer nicht einbremst passieren Unfälle. Wenn sie lebensmüde sind, dann gut und schön, aber reiß zur Hölle keine anderen Fahrer mit. Ganz ehrlich, dass lernen schon die kleinen Nachwuchsfahrer. Lass dem Gegner Platz, dass er überleben kann. Denn überleben ist hier wortwörtlich gemeint.

Was mich aber wenigstens etwas versöhnlich stimmt ist, dass Cal Crutchlow gewonnen hat. Wenigstens etwas und zum Glück nicht Zarco…

So ich mach mir dann auch mal einen Kamillentee, soll ja auch beruhigend wirken.

Eure Miss MotoGP

 

 

P.S. Kleiner Exkurs

Wenn das Hinterrad raucht, wo wie bei Rins im Zweikampf mit Miller, heißt es, dass das Hinterrad 30-40 km/h schneller ist als das Vorderrad. Die Räder sind immer unterschiedlich schnell. Auf der Graden normalerweise immer so 10 km/h.

 

3 Kommentare zu „Erstmal einen Tee

  1. Eines der wiederwärtigsten Rennen das ich je gesehen habe. Ich weiß immer noch nicht was ich darüber denken soll. Ich habe einfach keine Worte dafür! Meiner Meinung nach mal wieder eine vollkommen richtige Einschätzung von Miss MotoGP.

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