Verloren und doch gewonnen

Wie bitter muss es sein alles zu geben und dann doch im Kiesbett zu liegen? Wie bitter muss es sein, den neuen Weltmeister davon fahren zu sehen und zu wissen, dass es vorbei ist? Wie bitter muss es sein, schon wieder nur zweiter zu sein? Und wie viel Größe muss man besitzen, um sich vor die Kamera zu stellen und aus vollem Herzen den Weltmeister zu gratulieren? Andrea Dovizioso ist kein lauter MotoGP Fahrer. Kein Fahrer der im Mittelpunkt stehen will. Kein Fahrer, der die Fehler nur bei anderen sucht, auch wenn er selbst Fehler gemacht hat.  Dovizioso ist ein stiller Fahrer, ein Fahrer der seinen Job liebt und gut macht. Ein MotoGP Fahrer, der den Teamerfolg in den Vordergrund stellt. Auch wenn er dafür zurück in den Schatten seines Teamkollegen treten muss.  Andrea Dovizioso stand immer in der zweiten Reihe und hat sich darüber nie beschwert. Seit der Saison 2017 ist es nicht mehr so. Er ist aus dem Schatten hervorgetreten und viele waren überrascht. Da war er nun der stille Italiener, so anders als seine Landsmänner, die immer im Vordergrund standen.

Er ist hervorgetreten und konnte siegen. Sogar um die WM mitfahren. Dovizioso war seit 2017 nicht mehr der Steigbügelhalter für die Nummer 1 im Team. Er ist es selbst geworden. Und doch ist er bescheiden geblieben. Allüren waren kein Thema, das Team zählte noch immer. Jeder hätte es ihm von Herzen gegönnt Weltmeister zu werden. Leider hat es nicht geklappt. Schon wieder. 2017 hat sich die WM-Entscheidung bis ins letzte Rennen in Valencia gezogen. Es war eine knappe und spannende Saison. Mit einem Weltmeister, der es verdient hat und einem Vizeweltmeister, dem man es aus vollstem Herzen gegönnt hätte. Dieses Jahr sah es ähnlich aus, nur dass die Entscheidung schon an diesem Sonntag gefallen ist. Drei Rennen vor dem Saisonfinale in Valencia. Es war das gleiche Ergebnis wie 2017. Am Ende jubelte Marc Marquez über seine fünfte MotoGP- Weltmeisterschaft. Für Dovizioso war der Kampf um die Weltmeisterschaft in Runde 23 in Kurve 10 beendet. Beim Versuch in Führung zu gehen, klappt im das Vorderrad ein und er rutsche ins Kiesbett. Der Ducati Pilot hob zwar seine Maschine noch auf und fuhr weiter, aber es reichte nur zu Platz 18. Damit wurde Marc Marquez auf einer Honda-Strecke vorzeitig Weltmeister. Der Zweikampf zwischen Dovizioso und Marquez hat begeistert und nochmal die gesamte Saison wiedergespiegelt. Am Ende entschied, ein Fehler über den Ausgang. Es hätte auch anderes kommen können, denn beide Fahrer sind in diesem Jahr auf ein sehr hohes Niveau gefahren. Ein Niveau, auf dem nicht viele mithalten konnten. Es war eine gute Weltmeisterschaft und uns bleiben noch drei Rennen.

Marc Marquez ist also Weltmeister. Erneut. Ob man ihn mag oder nicht, man muss seine Leistung anerkennen. Marquez ist ein Fahrer der zwischen Genie und Wahnsinn wechselt. Ein umstrittener Fahrer, der mit manch einer Aktion für Kopfschütteln sorgt. Aber er ist auch ein Talent. Ein Talent wie es nur noch ein zweites gibt. Jeder hat sich schon die Frage gestellt, wer der Nachfolger von Valentino Rossi wird. Ich glaube, er hat heute seine fünfte MotoGP-Weltmeisterschaft gefeiert. Auch Rossi war ein Genie und phasenweise ein Wahnsinniger. Er war umstritten bei Journalisten und im Fahrerlager, wie heute Marquez. Das sieht man an den Glückwünschen von Jorge Lorenzo. „Sometimes we are not agree on the way to compete… but I recognize talent and excellence and there’s no doubt about it. Congratulations Marc Marquez you’ve been the best again.“. Und das müssen seine Kritiker auch anerkennen. Er war der Beste. Auch wenn heute Andrea Dovizioso mitgeholfen hat.

Für Dovizioso tut es mir wirklich leid. Wie auch schon 2017.

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