Sonnenschein, Wolken, Regenschauer, 13 Grad, 23 Grad ….- Oder einfach nur Sommer in Deutschland und typisches Sachsenring-Wetter. Dieses Mal bin ich nicht live vor Ort, da ich dieses Jahr nach San Marino zum Rennen fahre. Da kann ich dann live berichten und euch mit Fotos überschütten 🙂
Aber nun zum Wichtigen – das Rennen. Jeder Tag an diesem Rennwochenende am Sachsenring bot für die Teams ein anderes Wetter und andere Streckenbedingungen. Darauf einstellen oder sogar genau Vorhersagen treffen schien fast unmöglich. Nachdem gestern ein warmer und sonniger Tag war und das Qualifying unter trockenen Bedingungen gefahren werden konnte, war heute alles anders. Kälte und Regen bestimmten den Rennsonntag. Ein Tag perfekt für erfahrende Piloten und jene, die viel riskieren können, weil sie doch nichts zu verlieren haben. Und Letztere konnten heute auftrumpfen zwar nicht in der Form wie erwartet, aber Mut wurde belohnt. Das MotoGP Rennen wurde als Wet-Race gestartet, ein Bike-Wechsel war also schon vorhersehbar.
Auf Pole stand Marc Marquez, dieser Platz scheint für ihn zum Stammplatz am Sachsenring zu werden, da er dort schon die letzten Jahre stand. Neben ihm stand ganz überraschend Hector Barbera, der sich im Qualifying einen Windschatten gesucht hatte und nun so weit vorne gelandet ist. Windschattensuche scheint auch in der MotoGP mit Erfolg gekrönt zu sein. Dritte in der Startreihe war Valentino Rossi. Und wo war Jorge Lorenzo? Der stand auf Startplatz 11, nachdem er einen rabenschwarzen Samstag erwischt hat, mit zwei Stürzen, viel selbst gemachtem Druck und sehr viel Frustration. Um es mal vorwegzunehmen, er konnte seine Wut im Bauch nicht ins Positive umwandeln und sich nach vorne kämpfen. Lorenzo hat das Rennen nur als 15er beendet. Obwohl er doch hätte pokern können; hatte er doch nichts zu verlieren gehabt… Aber es lief heute einfach nicht. Nicht bei Lorenzo und auch nicht bei Rossi. Der Altmeister, der über so viel Erfahrungen verfügen sollte, hat heute die falschen Entscheidungen getroffen.
Am Anfang des Rennens sah es für Rossi noch sehr vielversprechend aus. Er konnte sich noch vor dem Ende der ersten Runde an Marquez vordrücken und die Führung übernehmen. Lange hielt diese Führung aber nicht, denn Andrea Dovizioso und Danilo Pedrucci stürmten auf ihren Ducatis heran und überholten den Doktor. Rossi lag nun auf Platz 3 vor Marc Marquez. Hinter diesen beiden arbeiteten sich Cal Crutchlow und Jack Miller mutig immer weiter nach vorne. Diese beiden riskierten viel, denn sie hatten nichts zu verlieren. Das war die Prämisse, welche sich auch die Top-Fahrer aneignen sollten. Naja einer hat es ja getan: Marc Marquez. Er war nach einem Fast-Sturz weit entfernt von den vorderen Plätzen, lag hoffnungslos auf Platz 9. Er kam nach Andrea Iannone zum Bike-Wechsel in die Box und wechselte auf Slicks. Man sah zwar schon deutlich, dass die Ideallinie langsam abtrocknete, aber es gab immer noch Stellen die nass waren. Der frühe Wechsel war ein großes Risiko, welches sich lohnen sollte. Wer schon mal ein Regenrennen am Sachsenring live gesehen hat, der weiß wie schnell die Strecke abtrocknet und wie wichtig es ist, frühzeitig auf Slicks zu wechseln. Marquez schien es gewusst zu haben oder wenigstens gehofft.
Die ersten Runden auf den Slickreifen waren riskant, aber mit einer immer trockener werdenden Strecke wurde Marquez immer schneller und fuhr eine Bestzeit nach der anderen. Man sollte meinen, dass die Führungsgruppe auch einen schnellen Bike-Wechsel anstrebte. Mmmh… nein. Sie blieben draußen und fuhren ihre Regenreifen kaputt. Man hat in den Slowmotion-Bildern gesehen, wie stark abgenutzt die Reifen mittlerweile waren. Es hingen richtige Fetzen runter. Es hat mich echt verrückt gemacht am Fernseher. Man hat genau gesehen, dass Valentino Rossi das Pit Board mit der Aufschrift ‘Box’ gesehen hat, aber er kam nicht rein. Er blieb endlose vier Runden länger draußen als er eigentlich sein sollte. Das Yamaha-Team war verzweifelt – und ich konnte es so gut verstehen. Rossi verfügt über so viel Erfahrungen und dann soviel Alterssturheit. Oder wie soll man es nennen? Es hat mich wahnsinnig gemacht. Er und auch Dovizioso, Crutchlow und Barbera haben den Sieg verschenkt, weil sie zu lange gewartet haben. Als sie endlich reinkamen, war Marquez schon auf Betriebstemperatur fuhr an Jack Miller vorbei, welcher als Einziger draußen blieb. Damit führte Marquez. Er hat alles richtig gemacht, als Einziger. Aber nicht nur die Fahrer hatten in ihrer Entscheidungswahl keinen guten Tag, auch die Teams haben nicht immer richtig entschieden. So wurden Andrea Iannone und auch Valentino Rossi anstelle von Slickreifen Intermediates aufgezogen. Aber im Gegensatz zu Rossi kamen Dovizioso und Crutchlow sehr schnell mit den neuen Reifen und neuen Bike zu recht und ordneten sich hinter Marquez ein. Cal Crutchlow fuhr dabei sehr harte Manöver. Man konnte das Messer zwischen seinen Zähnen unter dem Helm quasi erkennen. Er war mutig und riskierte alles. Am Ende wurde er belohnt. Er wurde 2. hinter Marc Marquez und vor Andrea Dovizioso. Valentino Rossi beendete das Rennen vom Sachsenring nur als 8. Er verschenkte damit wertvolle Punkte in der Weltmeisterschaft und konnte kaum aufschließen. Wenn sich das mal später nicht rächt…
Fazit vom Wochenende: Risikobereitschaft hat heute über Erfahrung gesiegt.
Bis zum nächsten Mal.
Eure MissMotoGP
Position
|
Fahrer
|
Team
|
Rückstand
|
---|---|---|---|
1
|
Marc Marquez
|
Repsol Honda Team
|
|
2
|
Cal Crutchlow
|
LCR Honda
|
+ 9.857
|
3
|
Andrea Dovizioso
|
Ducati Team
|
+ 11.613
|
4
|
Scott Redding
|
Pramac Racing
|
+ 11.992
|
5
|
Andrea Iannone
|
Ducati Team
|
+ 22.755
|
6
|
Daniel Pedrosa
|
Repsol Honda Team
|
+ 25.920
|
7
|
Jack Miller
|
Estrella Galicia 0,0 Marc VDS
|
+ 26.043
|
8
|
Valentino Rossi
|
Movistar Yamaha MotoGP
|
+ 26.449
|
9
|
Hector Barbera
|
Avintia Racing
|
+ 26.614
|
10
|
Alvaro Bautista
|
Aprilia Racing Team Gresini
|
+ 31.274
|
11
|
Eugene Laverty
|
Aspar MotoGP Team
|
+ 41.208
|
12
|
Maverick Vinales
|
Team Suzuki MotoGP
|
+ 42.158
|
13
|
Bradley Smith
|
Monster Yamaha Tech 3
|
+ 1:03.129
|
14
|
Aleix Espargaró
|
Team Suzuki MotoGP
|
+ 1:06.091
|
15
|
Jorge Lorenzo
|
Movistar Yamaha MotoGP
|
+ 1:17.694
|
16
|
Esteve Rabat
|
Estrella Galicia 0,0 Marc VDS
|
+ 1 Runde
|
17
|
Loris Baz
|
Avintia Racing
|
+ 2 Runden
|
18
|
Yonny Hernandez
|
Aspar MotoGP Team
|
+ 3 Runden
|
Nicht klassifiziert:
Fahrer
|
Hersteller
|
---|---|
Pol Espargaró
|
Monster Yamaha Tech 3
|
Danilo Petrucci
|
Pramac Racing
|
Stefan Bradl
|
Aprilia Racing Team Gresini
|