Aufmerksamkeit!

So: Eine Sache bin ich euch ja noch schuldig. Naja was heißt schuldig, ich freu mich eher euch davon zu berichten. Denn mein eigentliches Highlight am Sachsenring war nicht etwa das MotoGP-Rennen, sondern das Rennen des ADAC Junior Cups und das damit verbundene Kennenlernen von Lennox und seiner Familie. Bis jetzt hatten wir immer nur telefonisch Kontakt und ein Rennen von Lennox habe ich auch noch nicht live gesehen. Am Sachsenring sollte es sich ändern.

Wer schon einmal auf dem Sachsenring war, kennt das kleine Fahrerlager hinter der Tribüne bei der Start-Ziel-Linie. Vor Jahren war da das Fahrerlager der Sidecars. Nach dem tragischen Unfall wird diese Serie nicht mehr ausgetragen und der ADAC Junior Cup ist neu in das Rahmenprogramm aufgenommen worden. Leider auch nur aufgenommen, denn diese Nachwuchsserie wird nur stiefmütterlich beachtet. Es wurde für das Qualifying und für das Rennen kaum Werbung gemacht, es wurde zum Teil nicht mal mehr Vorgelesen, wenn das Programm auf den Videowänden gezeigt wurde. Es gab nur ein Banner am Zaun zum Fahrerlager, als Sichtschutz. Mit mehr Werbung wäre auch ein größeres Zuschauerinteresse dagewesen. So lief die Veranstaltung unter ferner liefen. Es ist so schade, denn dort ist der Nachwuchs – die Fahrer, die es mal zu den Rookies und daraus resultierend in die Moto3 schaffen werden. Wir beklagen uns immer über mangelnden Nachwuchs. Dabei wäre er da, wenn wir ihn nur endlich beachten würden. Sie sind da, hinter der Werbung am Zaun am Sachsenring. Es sind Kinder mit großen Träumen und noch mehr Potenzial. Man sollte ihnen endlich mehr Aufmerksamkeit schenken, so dass auf den Tribünen nicht nur Eltern, Familie und Freunde platznehmen.

Ich war wirklich gespannt auf Lennox und seine Familie. Es war toll, dass sie mir einen kleinen Einblick in ihren Alltag an einem Rennwochenende gegeben haben. Anderes als bei den vergangenen Rennen des ADAC Junior Cups war, dass auch Fahrer aus der ADAC NEC SSP300 Klasse teilgenommen haben. Diese Fahrer waren älter und dadurch erfahrener als die Piloten des Junior Cups. Das sah man an den Zeiten und im Rennen. Das Gute, sie fuhren zwar zusammen, aber trotzdem in ihren Klassen. Was mich wirklich erstaunt hat, war wie groß das Motorrad von Lennox ist. Wenn man da diesen jungen Fahrer sieht, der wenn wir ehrlich sind noch ein Kind ist und dann dieses Motorrad, dann ist man beeindruckt. Vielleicht auch ein wenig beängstigt. Lennox Motorrad ist eine KTM RC390 Cup 1 Zylinder 4-Takt, ein Straßenmotorrad abgewandelt für den Rennsport. Sie hat zwar weniger PS als ein Moto3-Bike, aber eine Geschwindigkeit von 195 km/h in der Sachsenkurve ist trotzdem schnell. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ein 12 jähriger Junge das Motorrad fährt. Ich kann wirklich Lennox Mama verstehen, dass sie sich nicht die Rennen mit ansieht.

Für Lennox war der Sachsenring ein richtiges Heimrennen, denn Lennox kommt aus Sachsen. Die Vorfreude war da natürlich besonders groß, zudem fand die Veranstaltung im Rahmen der MotoGP statt. Das ist natürlich ein tolles Erlebnis mit den Vorbildern die Strecke teilen zu können.

Das Rennwochenende begann für Lennox mit dem Training am Freitag, worauf gleich das erste Qualifying folgte. Es war nicht viel Zeit dazwischen, sodass neue Reifen und Bremsbeläge eingefahren wurden. Im ersten Qualifying fuhr Lennox die zweitschnellste Zeit. Das gleiche Ergebnis fuhr er auch beim zweiten Qualifying am Samstagnachmittag ein. Insgesamt fuhr Lennox den dritten Startplatz für das Rennen am Samstag ein.  Lennox war zufrieden, denn es war eine gute Ausgangsposition für das Rennen am Sonntag. Leider war das Rennen nach kurzer Zeit vorbei. Lennox wurde von einem Gegner abgeräumt. Zum Glück hat er sich nicht verletzt, nur die Enttäuschung war sehr groß. Mit etwas Abstand betrachtet, wird er es als Erfahrung verbuchen und daran wachsen. So etwas kann und wird immer passieren. Stürze passieren, was ich aber am schlimmsten fand, war die Ungewissheit. Die Ungewissheit welche alle ergriff, als Lennox nach der erste Runde nicht über den Zielstrich fuhr. Leider wird diese Klasse nicht mehr mit einem TV Bild begleitet. Es gibt keine Anzeigentafel, welche die aktuellen Positionen der Fahrer zeigt. Der Streckensprecher hat sich Mühe geben, aber auch er hatte wenig technische Unterstützung. Und so saßen nun alle – Familie, Freunde, Bekannte – und warteten auf die Nummer 28. Aber Lennox kam nicht. Es war wirklich kein schönes Gefühl. Man weiß, er ist gestürzt. Man weiß aber nicht, ob es ihm gut geht. Alleine deswegen, sollten wenigstens die Zeiten mit den Positionen der Fahrer auf den Bildschirmen gezeigt werden und es sollte ein Hinweis geben, dass der gestürzte Fahrer okay ist. Sonst ist die Angst immer präsent, was sie aber nicht sein sollte.

In Brünn hat Lennox dann die nächste Möglichkeit zu zeigen was in ihm steckt. Ich berichte euch natürlich wieder davon.

Eure Miss MotoGP

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